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JCM | In Memory of JON HISEMAN Tour 2019 - Musiktheater Piano - 05.05.2019

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JCM | In Memory of JON HISEMAN Tour 2019 Musiktheater Piano, Dortmund 05.05.2019

Hinter dem schlichten Kürzel JCM verbargen sich ursprünglich die COLOSSEUM-Veteranen JON HISEMAN, CLEM CLEMPSON und MARK CLARKE. Ziel des Projekts war es, den ehemalige Weggefährten, mit denen die drei im Laufe ihrer Karriere musiziert hatten, ein Denkmal zu setzen. Viele Heroen, mit denen HISEMAN, CLEMPSON und CLARKE in legendären Formationen wie COLOSSEUM, TEMPEST und HUMBLE PIE zusammen auf der Bühne gestanden hatten, sind mittlerweile verstorben. Die Idee zum Projekt kam JON HISEMAN nach dem plötzlichen Tod seines Freundes, LARRY CORYELL, mit dem er gerade auf Tournee gehen wollte.

Die Ironie des Schicksals wollte es aber, dass JON HISEMAN kurz nach Fertigstellung des Tribute-Albums „Heroes“ noch während der laufenden Tournee im April 2018 die Diagnose erhielt, dass er unter einem Hirntumor litt. Im Zuge von Komplikationen nach eigentlich erfolgreicher Operation verstarb JON HISEMAN am 12. Juni 2018. Die Tournee musste abgesagt werden, zwei Festivalauftritte konnten indessen nicht verschoben werden und wurden mit CURT CRESS als Ersatzdrummer bestritten.

 Wie mir CLEM CLEMPSON im Interview verriet, war es der Wille Hisemans, JCM weiter zu führen. Mit RALPH SALMINS konnte ein Drummer der absoluten Extraklasse gewonnen werden, dessen Vita beeindruckender nicht sein könnte. SALMINS spielte u.a. mit MICK JAGGER, JAMES BROWN, ELTON JOHN und PAUL MCCARTNEY zusammen. Das Verzeichnis auf seiner Homepage liest sich wie das WHO-IS-WHO der Rock- und Pop-Musik.

An diesem Sonntagabend steht nun also das Konzert im Musiktheater Piano auf dem Programm, das im vergangenen Jahr entfallen musste. Nach dem Interview mit CLEM CLEMPSON habe ich die Ehre, auch während des Soundchecks anwesend sein zu dürfen. Clems Ansage, „just a little jamming for 10 minutes“ findet bei seinen Bandkollegen zunächst wenig Anklang, da Mark Clarke und Ralph Salmins erst noch die letzten technischen Details klären müssen. Die Chemie zwischen den drei Musikern stimmt. Immer wieder spielt Clempson bekannte Licks an, die zunächst nur verpuffen, bis Salmins den Ball aufnimmt, denn die Gitarre intoniert das markante Riff zu „The Kettle“, was in der Folge auch Clarke veranlasst, in die Session einzusteigen.

Ganz nebenbei gibt es kleinere Anekdoten. Salmins spielt nämlich nun seinerseits ein Stück an, seine Kollegen sollen anhand des Beats erraten, um welchen Song es sich handelt. Clempson gelingt das tatsächlich und mit dem TOM JONES Klassiker „It´s Not Unusual“ jammt das Trio munter drauf los. Salmins erzählt, dass dies der erste Song gewesen ist, den er als professioneller Drummer auf einer Bühne spielen durfte.

Man merkt den drei Musikern an, mit welcher Akribie sie sich auf das Konzert vorbereiten. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, denn Clempson justiert minutenlang den Effekt für sein Flageolett-Intro zu „Weird Of Hermiston“, damit während des Gigs auch alles passt. Nach fast 45 Minuten sind JCM mit dem Soundcheck durch und ziehen sich noch einmal kurz zurück, bis es dann pünktlich um 20.00 Uhr losgeht.

JCM starten mit einer furiosen Version des COLOSSEUM-Klassikers „The Kettle“ und spätestens jetzt ist ein für allemal die Frage beantwortet, wie viele Musiker man denn nun auf einer Bühne braucht, um einen satten Rocksound zu erzeugen. Selten zuvor habe ich ein Trio gehört, das mit solcher Wucht, aber dennoch akzentuiert und differenziert auf dem Punkt ist wie Clem Clempson, Mark Clarke und Ralph Salmins an diesem Abend. Das liegt zum einen an Dampfhammer Ralph Salmins, der auf jegliche Mätzchen verzichtet, dafür aber einen schier unwiderstehlichen Groove an den Tag legt, den er immer wieder durch herrlich punktgenaue Fill-Ins aufbricht, ohne seinen Signature-Beat zu verlieren. Großartig.

Zum anderen „duellieren“ sich in vorderster Front Clempson und Clarke, wobei hier eigentlich zwei Lead-Gitarrristen auf der Bühne stehen, Clarke aber „nur“ den tiefer gestimmten Viersaiter bearbeitet. Musiker, die denken, als Bassmann im Jahr 2019 braucht man mindesten fünf, wenn nicht sechs Saiten, sollten sich Mark Clarke einmal auf der Bühne ansehen- und hören. Unnachahmlich. Die Licks, die Clempson seiner Les Paul entlockt, werden von Clarke teilweise synchron auf seinem Bass gespielt und zwar mit einer Präzision, die atemberaubend ist.

Ganz nebenbei sorgt er zusammen mit Salmins für den treibenden Beat, und webt den Klangteppich für Clempson, wenn dieser zu einem seiner ausladenden Soli startet. Überhaupt, die Soli: Atemberaubend und an Spielwitz nicht zu überbieten. Clem Clempson hat nichts von seiner Virtuosität verloren und glänzt in seiner zurückhaltenden, dennoch extrovertierten Art und Weise, seine Gibson zu bearbeiten. 

In den Ansagen zu den jeweiligen Songs wird der Kollegen gedacht, die nicht mehr unter den Lebenden sind. Die beiden JACK BRUCE-Titel „Weird Of Hermiston“ und „Grease The Wheels“ nehmen dabei eine durchaus exponierte Stellung ein, werden sie doch in direkter Abfolge gespielt. Besonders die Ansage zu „Grease The Wheels“ gerät launig, da Clempson erzählt, dass sich der Song mit Korruption in der Politik gefasst, um dann anzufügen: „Damit haben wir in Großbritannien, anders als ihr hier in Deutschland, kein Problem“, ein Sarkasmus, der hier im Piano gut ankommt. JACK BRUCE wird besonders in diesem Song durch MARK CLARKE in besonderer Weise geehrt, denn die Basslines, die dieser seinem Instrument entlockt, hätten auch den Meister selbst mit der Zunge schnalzen lassen. Man merkt zu jeder Sekunde des Konzerts, wie sehr JCM diese Musik lebt und verinnerlicht hat.

Auch Ralph Salmins, der die eigentlich undankbarste Aufgabe des Trios innehat, sorgt immer wieder für spieltechnische Highlights. Ziel seines Spiels ist es nicht, JON HISEMAN zu kopieren und so vergessen zu machen. Vielmehr interpretiert er die Klassiker auf dem Background seiner einzigartigen Vita und bereichert sie um Nuancen, die selbst eingefleischte HISEMAN-Fans sprachlos machen. 

Weiter geht es mit „Rivers“, einem Klassiker des viel zu früh verstorbenen GARY MOORE, der mir in dieser Version permanent Schauer den Rücken hinunter jagt. Wahrlich eine Hommage an den Nordirischen Gitarristen, der diesen Titel für COLOSSEUM II schrieb. Nach „Yeah Yeah Yeah“ und „Four Day Creep“ folgt erneut eine Ansage, die für reichlich Schmunzeln im Piano sorgt, denn „Only Sixteen“, das die Love-Story zu einem 16-jährigen Mädchen beschreibt, sollte nach Aussage Clempsons angesichts des fortgeschrittenen Alters der beiden Frontmänner wohl besser in „Only Sixty“ umbenannt werden. Solch eine Selbstironie muss man sich erst einmal auf einer Bühne trauen. Chapeau!

Nach „Morning Star“ folgt das Drum-Solo von RALPH SALMINS, der hier in beeindruckender Weise alle Register seines Könnens zieht und mit diversen Sticks sowie bloßen Händen seine Schießbude bearbeitet. Nach lang anhaltendem Applaus geht es weiter mit „The Inquisition“, bevor „Skelington“ das reguläre Set beschließt. Nach minutenlangen Ovationen kommen JCM für einen 30-minütigen Zugabenteil nochmals zurück, in der jeder der drei Musiker nochmals alles aus dem seinem Instrument herausholt. Danach ist Schluss. Erschöpft, aber glücklich verlassen Clempson, Clarke und Salmins die Bühne des Piano Dortmund, um kurz danach, frisch gemacht, das Bad in der Menge zu genießen.

FAZIT: Ein magischer Abend im Musiktheater Piano in Dortmund mit lebenden Legenden (da schließe ich Ralph Salmins ausdrücklich mit ein), die der Musik einer Zeit huldigten, deren Einflüsse bis in die heutige Zeit allgegenwärtig sind. Jeder, der die Möglichkeit hat, diese Heroen einmal „Live“ zu erleben, sollte keine Sekunde zögern. Wie Clempson mir im Interview versicherte, wird es ein Volume II der „Heroes“-Scheibe geben und dann, vorausgesetzt das Schicksal spielt diesmal mit, eine weitere Tour. Darauf kann man sich jetzt schon freuen!

Line-Up JCM:

  • Gitarre, Gesang: Clem Clempson

  • Bass, Gesang: Mark Clarke

  • Schlagzeug: Ralph Salmins

Alle JCM-Shots gibt es hier.

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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Live-Fotos

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